Programm Schulgesundheitsfachkräfte

Mit dem Programm stärkt das Land Hessen die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler im Setting Schule und erhöht die Bildungschancen.

Kümmern, pflegen, da sein!

Die schuleigene Pflegekraft (Schulkrankenschwester bzw. School Nurse) hat in vielen Ländern eine lange Tradition. In den USA und Großbritannien gibt es bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts School Nurses. Schulen in freier Trägerschaft haben auch hierzulande schon vor Jahren den Bedarf an schuleigenen Pflegekräften erkannt und vereinzelt Stellen geschaffen. Öffentliche Schulen in Deutschland sind personell wie materiell selten für die angemessene gesundheitliche Betreuung der Kinder und Jugendlichen während des Schulalltages ausgestattet. Insbesondere für chronisch kranke und behinderte Schülerinnen und Schüler ist häufig nicht die notwendige Unterstützung vorhanden. Schule ist eine Lebenswelt die für die gesundheitliche Entwicklung von Schülerinnen und Schüler eine wesentliche Bedeutung hat. Dort kann Gesundheit erfahren, gefördert und erlernt werden.

Als spezialisierte Pflegekräfte übernehmen Schulgesundheitsfachkräfte die gesundheitliche Betreuung, Gesundheitsförderung und Prävention und vernetzen zu innerschulischen und außerschulischen Angeboten oder kommunalen Fachdiensten. Das im Jahr 2017 als Modell gestartete Projekt wird aktuell im Rahmen eines Landesprogramms an zehn allgemeinbildenden Schulen in Hessen fortgeführt und soll im Jahr 2022 um weitere Schulen aufgestockt werden. 

  • Ausgangslage: Schule im Wandel

    Kinder und Jugendliche wachsen in Deutschland überwiegend in guter Gesundheit auf. Gesellschaftliche, kulturelle und soziale Entwicklungen wie Ganztagsbetreuung und Inklusion sind in den Schulen angekommen. Auch die Zunahme chronischer Erkrankungen bei Schülerinnen und Schülern ist zu beobachten. Diese Großtrends und der Wille zur Förderung bildungsbezogener Chancengleichheit stellen die Schulen vor große Herausforderungen.

  • Ziele des Programms

    Mit dem Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften soll die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler gestärkt und die gesundheitliche Chancenungleichheit reduziert werden. Denn Daten der HBSC-Studie zeigen einen großen Handlungsbedarf um das Wohlbefinden von Jungen und Mädchen weiter aufrecht zu erhalten (HBSC-Team, 2011). Untersuchungen des RKI zur Bedeutung des sozialen Status für ein gesundes Aufwachsen zeigen zudem auf, dass Kinder und Jugendliche aus der niedrigen Statusgruppe ein erhöhtes Risiko für einen beeinträchtigten allgemeinen Gesundheitszustand und für psychische Auffälligkeiten haben (RKI, 2015).

    Daher verfolgt das Programm folgende Ziele:

    • Verbessertes Gesundheitsverhalten bei SchülerInnen und Schulpersonal
    • Entwicklung eines gesundheitsbewussten Schulklimas
    • Verbesserung der Lernvoraussetzungen für gesundheitlich und/oder sozial belastete SchülerInnen
    • Bessere Integration chronisch kranker SchülerInnen
    • Reduktion von Fehlzeiten von SchülerInnen und Schulpersonal
    • Entlastung des Schulpersonals bei gesundheitsbezogenen Aufgaben
  • Aufgaben einer Schulgesundheitsfachkraft
    • Gewährleistung einer Erstversorgung von erkrankten und verletzten Personen auf dem Schulgelände
    • Unterstützung bei der Früherkennung von möglichen gesundheitlichen Entwicklungsstörungen
    • Unterstützung der Lehrkräfte bei unterrichtsbegleitenden, bereits bewährten und qualitätsgesicherten Präventionsprojekten
    • Optimierung der gesundheitlichen Kompetenz von Lehrkräften, Eltern und Schüler/innen
    • Unterstützung von chronisch Kranken und Kindern mit Beeinträchtigungen sowie von Schüler/innen nach krankheitsbedingter längerer Abwesenheit
    • Ansprech- und Vertrauensperson für Schüler/innen mit gesundheitlichen Auffälligkeiten
    • Interdisziplinäre inner- und außerschulische Zusammenarbeit
  • DGUV Information 202-116 „Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften“

    Zur Einführung von Schulgesundheitsfachkräften an öffentlichen Schulen sind vielfältige Überlegungen anzustellen. Das Schulsystem hat kaum Erfahrungen mit der Einbindung von Fachkräften mit gesundheitlicher und pflegerischer Verantwortung. Daher ist vieles neu zu entwickeln, von der Zielsetzung, über das Aufgabenprofil, zur rechtlichen Einbindung bis hin zur Vernetzung und Dokumentation. Die vorliegende Schrift liefert dazu eine erste Vorlage, auf der sich der Öffentliche Gesundheitsdienst und die Bildungsverwaltung über die konkrete Ausgestaltung verständigen können.

    Die DGUV Information 202-116 „Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften“ ist veröffentlicht und zunächst als pdf-Dokument hier verfügbar: https://publikationen.dguv.de/regelwerk/dguv-informationen/4350/einsatz-von-schulgesundheitsfachkraeften?c=62.

  • Modellprojekt erfolgreich abgeschlossen - Einsatz der Schulgesundheitsfachkräfte läuft weiter

    Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung durch die Charité-Universitätsmedizin zeigen sehr deutlich, dass die guten internationalen Erfahrungen mit Schulgesundheitsfachkräften auch in Hessen bestätigt werden konnten. Der Einsatz der Schulgesundheitsfachkräfte wird seit Januar 2019 unter Federführung des Hessischen Kultusministeriums an den zehn Modellschulen unbefristet fortgesetzt. Damit konnte nahtlos die maßgeblich von der AOK Hessen finanzierte Modellphase in den unbefristeten Einsatz der Schulgesundheitsfachkräfte übergehen. Weiterhin wird geprüft, wie Schulgesundheitsfachkräfte dauerhaft als Teil des multiprofessionellen Teams in Schulen eingesetzt werden können.

    Gemeinsame PM zur Abschlussveranstaltung Modellphase SGFK

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